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Finanzlexikon: kapital

kapital

Kapital ist im engeren ökonomischen Sinne eine werthaltige Sache, die zur Vergrößerung ihres eigenen Wertes eingesetzt wird (Geld kauft Arbeit und Produktionsmittel um das Produkt mit Gewinn zu verkaufen; oder es wird als Kredit vergeben um ein ebensolches Geschäft in Gang zu setzen).

Kapital kann man demnach unterteilen in:

* Geldkapital (Bargeld oder Buchgeld)
* Sachkapital auch Güter genannt (z.B. Maschinen, Äpfel, Telefone)
* Anrecht auf Kapital (z.B. Forderungen, Schuldtitel, Kredite, Aktien, Derivate)

Humankapital nimmt eine Sonderstellung ein. Aus wirtschaftlicher Sicht ist Humankapital:

* theoretisch nichtvermehrbares Sachkapital (denn die Vermehrung von Menschen gehorcht kaum wirtschaftlichen Bedürfnissen)
* praktisch vermehrbares Sachkapital (Die Anzahl der Menschen ist derzeit viel größer als der wirtschaftliche Bedarf danach. Der Wert des Humankapitals wird oft erst durch Bildung erzeugt und ist demnach mit der Intensität der Bildung vermehrbar.)

Sozialkapital stellt in neueren wirtschaftstheoretischen Betrachtungen eine Weiterentwicklung des Humankapitalkonzepts dar, da es die informellen und institutionalisierten Beziehungen zwischen den Akteuren als Träger von Kapital betrachtet.

Vom Kapital zu unterscheiden ist das Grundeigentum, also die Verfügung über Grund und Boden sowie dort abbaubare Rohstoffe: Hier vergrößert sich kein Wert, sondern der Bedarf nach Geschäfts-/ Fabrikstandorten, Ackerland, Wohnraum, Bergbau, usw. wird ausgenutzt um einen Zins für die Benutzung zu erheben.

Der Fakt, dass man einiges Kapital unter Anrecht auf Kapital klassifizieren kann, ist sehr gefährlich. Ist nämlich Kapital = Anrecht auf Kapital, dann kann dieses wiederum Anrecht auf Anrecht auf Kapital und das wiederum Anrecht auf Anrecht auf Anrecht auf Kapital usw. sein, so dass diese "Anrechtskette" in sich selbst enden kann. In diesem Fall ist der Wert dieses Kapitals aber nicht länger von äußeren Faktoren abhängig, sondern nur noch vom Gutdünken der bewertenden Marktteilnehmer.

Es existieren eine Vielfalt von Definitionen und Interpretationsmöglichkeiten des Kapitalbegriffs: So wird er von Karl Marx im engeren ökonomischen Sinne definiert. In der mehrdimensionalen Kultursoziologie von Pierre Bourdieu greifen diese Zuschreibungen im ökonomischen Sinne nur unzureichend. Denn hier ist Kapital eine Ressource von objektiven und subjektiven Strukturen und gleichzeitig ein grundlegendes Ordnungsprinzip der sozialen Welt. In der wissenschaftlichen Literatur wird der Begriff auch als Metapher für soziale Macht gebraucht. So klassifiziert Pierre Bourdieu zunächst nach: ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital und soziales Kapital, wobei das kulturelle Kapital noch in drei Unterformen unterteilt wird- objektiviertes, inkorporiertes und institutionalisiertes kulturelles Kapital. In verschiedenen Schriften Bourdieus wird auch der Begriff symbolisches Kapital im Kontext zum Lebensstil verwendet. Symbolisches Kapital ist am ehesten mit dem früher immanenten Begriff Prestige zu vergleichen. Verkürzt handelt es sich hier um die Widerspiegelung aller anderen Kapitalformen in einem distinktiven Lebensstil. Das symbolische Kapital erhält seinen Wert durch die Anerkennung des Kapitals (seiner verschiedenen Formen) im sozialen Feld. Kulturelles und soziales Kapital können durch Aufwendung von ökonomischen Kapital erworben werden, womit dem ökonomischen Kapital eine primäre Funktion zugewiesen wird. Aber je nach der Positionierung einer Person bzw. Klasse im spezifischen sozialen Feld bzw. sozialer Raum ist auch die Bedeutung der jeweilgen Kapitalform verschieden. Beispielsweise nimmt im universitären Feld das kulturelle Kapital einen zentralen Stellenwert ein.

Siehe auch weitere Links zur Interpretationsvielfalt: Karl Marx, Das Kapital, Kapitalismus, Naturkapital, Finanzkapital, Sozialkapital, soziales Kapital, Lokalkapital, Pierre Bourdieu.


Ein weiterer Kapitalbegriff im engeren ökonomischen Sinne ist der buchhalterische Kapitalbegriff, der die besondere rechnerische Erfassung des Kapitals erfasst. Die statische Bilanzauffassung interpretiert die Bilanz als eine Kapitalbilanz . Die Passivseite zeigt das Eigen- und Fremdkapital (Mittelherkunft), während die Aktivseite die Vermögensteile, in denen das Kapital angelegt ist und die die Deckung für das Kapital darstellen, aufzeigt (Mittelverwendung).

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